Die österreichische Modemarke Stapf blickt auf eine 65-jährige Geschichte zurück. Seit der Gründung 1958 durch Richard Stapf läuft die Produktion in Wörgl: Auf Rund- und Flachstrickmaschinen wird das Garn gestrickt und anschließend lediglich mit Einsatz von Wasser und Energie in den großen Walktrommeln angewaschen oder gewalkt. Die rund 20 Mitarbeiter der kleinen Manufaktur stecken sehr viel Liebe in jedes Teil. Nachhaltigkeit und Lässigkeit und nicht zuletzt eine unaufgeregte und selbstverständliche Art, Mode zu tragen, gehören zum Markenkern von Stapf.
Eine Traditionsgeschichte
Vor rund sechs Jahren haben Kathrin und Sebastian Proft das Tiroler Traditionsunternehmen vor der Insolvenz gerettet. Ihre Erfahrungen im Textilhandel konnten sie beim Trachtenlabel Dollinger sammeln, das sie von den Kathrins Eltern übernommen haben. Einst war Stapf eine typische Wirtschaftswundergeschichte: In den 1950er-Jahren gründete Richard Stapf das Unternehmen: In der Nachkriegszeit war die Nachfrage nach Wolljacken enorm. Zeitlebens ein Familienunternehmen, wurde es mangels Nachfolgern an andere Familien verkauft. Zuletzt kam ein Investor ins Spiel, der die Firma zwei Jahre leitete, ohne wirtschaftlichen erfolgreich zu sein. „Es war ein klassisches Textilunternehmen, das viele Jahre gut funktioniert hat und irgendwann stehen geblieben ist und sich nicht mehr verändert hat“, sagt Sebastian Proft. Die Traditionsfirma dem Zeitgeist anzupassen, ohne dass Heritage und Essenz verloren gehen, hat sich das Ehepaar zur Aufgabe gemacht.
Stapf – Strick Made in Wörgl
„Als wir Stapf übernommen haben, war das Label vollständig in der Tracht verortet. Das ist immer noch ein Teil der Markenidentität und eine wichtige Säule, aber es ist nicht mehr bestimmend für die Kollektion. Wir sind von Beginn an auf dem Weg, das Thema Nachhaltigkeit aufzubauen“, erläutert Sebastian Proft. Das Label zeichnet sich durch regionale Produktion aus: „Wir haben einen hohen Wertschöpfungsgrad im Haus, stricken und walken alles selbst in Wörgl. Das ist ein starker Teil unserer Markenidentität“, erklärt der junge Firmenchef. „Tradition ist für uns ein respektvoller Umgang mit den Werkstoffen und der Handwerkskunst, die wir übernommen und gerettet haben und die früher sehr bedeutend war. Nun führen wir die Tradition hier in Wörgl fort. Es gibt kaum jemanden, der noch in Europa Strickwaren anbietet.“
Zum Konfektionieren kommen die Kleidungsstücke dann in die Tschechoslowakei und die Ukraine. Es war eine bewusste Entscheidung der Profts, weiterhin mit den Produktionsstätten in der Ukraine zusammenzuarbeiten: „Wir haben mitbekommen, wie schwierig es wirtschaftlich dort ist, nachdem die großen Konzerne abgesprungen sind. Seit Herbst haben die Betriebe dort auch mit der Energieknappheit zu kämpfen. Wir haben sie mit Hilfsgütern und Powerbanks unterstützt und aktuell mit Maschinen und Ersatzteilen und Diesel-Generatoren, alles was man auf dem lokalen Markt nicht mehr kaufen kann. Der Krieg ist so nah, und viele Menschen möchten helfen und wissen nicht, was sie tun können. Somit können wir ganz konkret substanziell dazu beitragen, dass es Perspektiven gibt.“
Die neue Frühling-/Sommer-Kollektion von Stapf
Der Großteil der Kollektionen besteht aus Merinowolle. Für Outdoor-Qualitäten wird auch grobe Schettland-Wolle verwendet, die wegen des enthaltenen Lanolin besonders gut Wind und Wetter trotzt. Diese Wolle, ein klassischer Tiroler Werkstoff, wird seit Jahrhunderten produziert. Das Material setzt sich entweder zu 100 Prozent aus Schurwolle oder jeweils zur Hälfte aus Schurwolle und anderer Biobaumwolle zusammen. Vor allem für sommerliche Mode eignet sich diese Kombination hervorragend. Die neue Frühling-/Sommer 23 Kollektion von Stapf ist ab Anfang April verfügbar.
Tracht weltweit
Mittlerweile gibt es Stapf in mehr als 20 Ländern. Künftig soll Stapf weiter internationalisiert werden, denn das Label mit Bezug zur Tracht funktioniert länderübergreifend. „Die Menschen sehnen sich wieder nach Tracht“, so Sebastian Proft. „In einer globalisierten Welt wünschen sich viele Kunden, mit Herkunft und Region zu interagieren und das Traditionsthema für sich selbst zu interpretieren. Die Regionalität in der Produktion ist dabei wichtig und wird noch wichtiger werden. Für diese Themen ist die Tracht perfekt aufgestellt.“