Jedes Jahr präsentiert auf der FESCH, die Messe für Tracht & alpine Mode, eine bekannte Persönlichkeit, die in ihrem Alltag Schnittpunkte mit der Tracht hat, den TREND REPORT Tracht. In diesem Jahr wird das die aus der BR-Erfolgsserie „Dahoam is Dahoam“ bekannte Schauspielerin Silke Popp sein, die als Wahlmünchnerin nicht nur zum Oktoberfest Tracht trägt.
Silke, warst Du immer schon trachtenaffin oder gab es einen Punkt in Deinem Leben, an dem du deine Dirndlliebe entdeckt hast?
Mein erstes Dirndl war als Kind ein selbstgenähtes von meiner Mama. Tatsächlich wurde bei mir zu Hause aber nicht sehr viel Tracht getragen, obwohl ich auf dem Land groß geworden bin. Meine Liebe zur Tracht habe ich so richtig erst Mitte Zwanzig entdeckt. Da lebte ich schon einige Jahre in München. Es war ein Second Hand Dirndl, abgekauft von einer Kollegin auf der Schauspielschule, in Mini, Baumwolle, Dunkelblau mit Blümchen, für meinen Oktoberfestbesuch. Also der Klassiker. Und ich habe es mir extra noch etwas kürzer gemacht. Das würde ich so heute allerdings nicht mehr tragen.
Was war Dein erster bewusster Berührungspunkt mit Tracht? Du stammst ja auch aus einer Generation, für die Tracht noch nicht so selbstverständlich war wie heute?
Mich wirklich für Tracht zu interessieren und mich damit zu beschäftigen und auch einen Geschmack dafür zu entwickeln, was mir gefällt und auch steht, das kam tatsächlich dann durch meine Tätigkeit beim Bayerischen Rundfunk als Schauspielerin. Meine erste Rolle in Tracht war im Komödienstadl. Es war ein sehr schönes altes, blaues Mieder mit roten Rock und weißroter Schürze. Durch meine Rolle der Uschi Kirchleitner in „Dahoam is Dahoam“ und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kostümbildnern habe ich dann einiges an Wissen mir angeeignet und auch langsam verstanden, was mir steht und was nicht.
Du bist sehr modeaffin, heißt das auch, dass Du bei Trachten immer nach den neuesten Trends gehst oder magst Du es da lieber traditioneller?
Natürlich interessiere ich mich, was in der kommenden Saison aktuell ist, aber wenn mir etwas nicht steht, trage ich es auch nicht, auch wenn es der angesagteste Trend ist. Ob modern oder traditionell, es muss mir einfach gefallen. Tracht oder generell Kleidung darf einen nicht verkleiden, es muss einem schmeicheln. Man muss sagen: Die sieht aber toll aus, nicht das Dirndl ist so und so. Sonst ist schon was falsch. Ich sag auch immer: Ich muss es angezogen sehen. Ich kann nicht auf einem Bild oder auf der Stange entscheiden, ob mir etwas steht oder nicht. Ich muss drinstecken und dann weiß ich es. Egal, was man anhat, man muss sich wohlfühlen und es spüren.
Was ist Dein Trachten-No-Go?
Für mich persönlich gibt es ein paar No Gos bei Trachten. Ich mag an mir kein Animalprint bei Trachten, und auch bin ich aus dem Alter der ganz kurzen Minidirndl raus. Auch Puffärmelchen sind bei mir eher schwierig, da es mich so breit macht. Aber jede Tracht und jedes Design hat auch wiederum seine Berechtigung. Und Tracht verbindet immer, auch wenn die Geschmäcker auseinander gehen. Für eine Rolle ziehe ich natürlich an, was die Kostümabteilung will, auch ein glitzerndes Minidirndl in Animalprint.
Du trägst auch in Deiner Rolle in „Dahoam is Dahoam“ Tracht. Uns würde interessieren: Wie stark beeinflusst das Dein Spiel?
Viele Frauen sagen ja, dass sie sich weiblicher fühlen in Tracht oder manche sprechen verstärkt Dialekt wenn sie Tracht tragen …
Da ich die Rolle schon seit mehr als 13 Jahren spiele, beeinflusst es mein Spiel heute nicht mehr. Am Anfang tat es das natürlich und hat mir auch geholfen, die Rolle zu entwickeln und zum Leben zu erwecken. Tatsächlich wurde ich viel in Mieder mit kurzen Röcken gesteckt, da die Rolle Uschi ja ihre Weiblichkeit immer sehr betont hat. Tracht gibt einen auch immer ein Stückweit Identität, das ist ja auch das Tolle daran.
Hast Du ein Lieblingsdirndl und wie viele Dirndl sind ungefähr in Deinem Schrank?
So einige, 15 Stück oder so, und dazu natürlich unzählige Blusen und verschiedene Schürzen. Ein direktes Lieblingsdirndl habe ich nicht, vielleicht ein jeweiliges Lieblingsdirndl für den jeweiligen Anlass. Was ich auch sehr schön finde, sind Trachtenröcke mit Trachtenbluse, oder auch mal eine Mieder zu einer Hose.
Dein schönster Dirndlmoment …
Das 1. Mal beim Einzug der Wiesnwirte auf der Kutsche auf dem Münchner Oktoberfest mitfahren zu dürfen. Das war immer ein Kindheitstraum von mir, auf einen dieser Wägen mitfahren zu dürfen. Das war wirklich Gänsehaut pur und definitiv mein schönster Dirndlmoment.
Moderegeln sind ja mitunter auch da, um gebrochen zu werden. Auf welche Moderegel pfeifst Du und an welche wiederum hältst Du Dich ganz strikt?
Das kann ich so gar nicht sagen. Aber wenn ich unsicher bin, dann höre ich auf Leute, die das besser können als ich, lass mir einen Vorschlag machen und probiere es aus. Mein Bauchgefühl sagt mir dann, ob der Bruch zu mir passt, oder ob ich lieber lassen soll. Ich habe da auch Gott sei Dank gute Berater um mich rum. Bei Mode ist es ja auch so, dass es Leute vom Fach gibt, und eben Laien. Und da hole ich mir dann schon auch mal Rat ein.
Welche Frauen oder Designerinnen inspirieren Dich modisch oder sind Deine Vorbilder?
Bei Tracht ist es eine ganze Bandbreite von Labels, da bin ich nicht sehr treu, und da steht mir auch tatsächlich viel. Ich passe in Dirndl einfach gut rein. Privat oder auf Events, wenn keine Tracht gefragt ist, trage ich tatsächlich fast nur Patrizia Pepe. Das ist ein italienisches Modelabel, Patrizia Bambi ist die Designerin. Die Sachen passen mir perfekt, und ich liebe den Style von Patrizia Bambi. Er ist filigran, ein bisschen verspielt, aber auch irgendwie cool und klar, und meist mit einem kleinen, witzigen Detail. Immer wenn ich mal was anderes ausprobiere, kehre ich dennoch zu Patrizia Pepe zurück. Es ist einfach wie für mich gemacht. Ich habe deswegen auch schon Anfragen von anderen Labels, die ich bezahlt bekommen hätte, abgesagt. Wenn ich mich mit einem Label nicht identifizieren kann, dann mag ich es auch nicht tragen oder dafür Markenbotschafterin sein. Ich bin ja kein Influencer oder Model, sondern Schauspielerin. Das ist ein Unterschied.
Wie hat sich Dein Modegeschmack in den letzten Jahren verändert, was hat ihn beeinflusst?
Ich kaufe nicht mehr ganz so viel, weil ich einfach wirklich sehr viel im Schrank habe. Ich habe mir den Geschmack, mich zu kleiden, über die Jahre erarbeitet, und auch viele Modesünden begangen. Try and Error war mein Motto. Heute ist weniger mehr. Früher waren es vielleicht ein bisschen zu viel Rüschchen oder ein Accessoire zu viel. Heute verzichte ich lieber mal auf Schmuck, um mich nicht zu überladen. Ich habe ein Gefühl dafür bekommen, was mir steht. Auch ist mir wichtig, passend gekleidet zu sein. Manche Künstler gehen ja absichtlich underdressed oder overdressed. Das mache ich nicht. Ich mag, dass es dem Anlass angemessen ist. Das hat für mich auch was mit Respekt zu tun, und dass man würdigt, wo man eingeladen ist.
Jägerin oder Sammlerin – gehst Du gerne shoppen oder hast Du ohnehin schon alles, was Du brauchst im Kleiderschrank?
Ich habe sehr viel Kleidung, aber ich gehe nicht gerne „analog“ shoppen. Ich gestehe, ich bin ein Online-Shopper. Einfach, weil ich dann zu Hause in aller Ruhe ausprobieren kann, ob ich das Kleidungsstück wirklich brauche. Und wenn ich ein Lieblingsteil entdeckt habe, es mir aber zu teuer ist, dann bin ich schon eine Jägerin, um es vielleicht doch im Schlussverkauf zu ergattern. Und ja, Sammlerin bin ich auch, wenn mir etwas besonders gut passt, und ich der Meinung bin, dass die andere Farbe auch in meinen Besitz übergehen muss.
Tracht im Crossover mit Alltagsmode? Ja oder Nein?
Ja, unbedingt, wenn das gut kombiniert ist, dann finde ich das richtig, richtig gut. Aber, es kommt eben auf die Kombi an. Und je weniger man Ahnung hat, umso weniger sollte man selbst kombinieren, sonst kann es schnell seltsam aussehen. Es kommt halt immer darauf an. Aber ich bin immer wieder erstaunt, was Fachleute da zaubern können.
TREND REPORT Tracht mit Schauspielerin Silke Popp – 23. August 11.00 Uhr FESCH Salzburg
Silke Popp ist eine deutsche Schauspielerin, die vor allem durch ihre Rolle in der BR-Serie „Dahoam is Dahoam“ bekannt wurde. Geboren 1973 in Marktredwitz im Fichtelgebirge, begann sie ihre Schauspielkarriere nach ihrer Ausbildung an der Schauspielschule in München. Ihren ersten größeren TV-Auftritt hatte sie 2007 im Komödienstadel im BR Fernsehen. Danach folgten diverse Rollen in verschiedenen deutschen TV-Produktionen. Der Durchbruch gelang ihr mit ihrer Rolle als Uschi Kirchleitner in der bayerischen Erfolgsserie „Dahoam is Dahoam“, wo sie seit 2010 fest zum Cast gehört. In dieser Serie spielt sie eine der Hauptfiguren und ist beim Publikum äußerst beliebt. Neben ihrer Arbeit im Fernsehen war Silke Popp auch an verschiedenen Bühnen eingagiert und hat in vielen Theaterproduktionen mitgewirkt. Sie ist bekannt für ihre Vielseitigkeit und ihr Talent, unterschiedliche Charaktere glaubwürdig darzustellen. Silke Popp lebt in München und engagiert sich neben ihrer schauspielerischen Tätigkeit auch in sozialen Projekten.