Auf ein Wort mit Petra Zoller von Pezzo Strick

Pezzo Strick wurde von Petra Zoller, einer leidenschaftlichen Hobby-Strickerin, gegründet und ist auf handgestrickte Trachtenmode spezialisiert. Besonderen Wert legt man bei dem Label auf hochwertige Materialien und traditionelle Handwerkskunst. Alle Stücke werden zu 100 Prozent in Bayern gefertigt. Pezzo bietet eine Vielzahl an Strickjacken und Pullovern für Damen und Herren sowie Loferl und Strümpfe und ist bekannt für erstklassige Qualität und sorgfältige Verarbeitung. Wir sprachen mit Petra Zoller über Handarbeit, Geduld und moderne Tracht.

Pezzo Strick Petra ZollerDie Kollektionen von Pezzo werden Stück für Stück von Hand gefertigt. Mit viel Liebe und hohem Zeitaufwand stricken passionierte Strickerinnen jedes einzelne Teil mit exklusiven und natürlichen Garnen. Fertig gestrickte Jacken werden bestickt, teilweise mit Perlen versehen und genäht – alles in reiner Handarbeit ohne Maschineneinsatz. Auf diese Weise entstehen einzigartige Unikate. Kundinnen und Kunden können ihr Grundmaterial aus verschiedenen hochwertigen Garnen wie Merino, Alpaca, Seide mit Yakhaar, Mohair mit Seide oder unbehandelter Schafwolle wählen. Um daraus unverwechselbare und hochwertige Kleidungsstücke zu schaffen, verbindet Pezzo traditionelle Techniken mit modernen Schnitten und hohen ethischen Standards.

Woher kommt der Labelname Pezzo Strick?
Der vollständige Name des Labels lautet „Pezzo – ein Stück Handwerk“. „Pezzo“ ist das italienische Wort für „Stück“. Außerdem sind in Pezzo die Anfangsbuchstaben meines Namens Petra Zoller enthalten.

Was hat Sie motiviert, ein eigenes Label zu gründen?
Nach einer längeren, schweren Erkrankung wollte ich mich verändern. Ich komme
ursprünglich aus dem Modebereich und habe an einer Schule junge Menschen unterrichtet. Das hat mir zwar viel Spaß gemacht, doch ich habe mich fürs Handwerk entschieden. Etwas mit den Händen zu erschaffen, das Ergebnis seiner Arbeit zu sehen und Menschen damit eine Freude zu machen, das ist für mich sehr erfüllend.

Was macht Strickkunst als Handwerk aus?
Stricken ist etwas sehr Eigenes und Individuelles wie jede Handarbeit. Es entstehen Unikate, kein Stück wird wie das andere. Außerdem spüren Strickerinnen und Stricker unter sich eine starke Verbindung. Strickend in einem Stuhl zu sitzen, die Gedanken fliegen zu lassen, dann wieder die Konzentration auf das Strickzeug, das ist eine sehr intensive und erfüllende Beschäftigung. Und am Ende des Tages sieht man, was man geschaffen hat. Man sagt sogar, dass Stricken Alzheimer und Demenz vorbeugt, da permanent die rechte und die linke Gehirnhälfte gemeinsam gefordert sind.

Warum haben Sie sich in Ihrem Unternehmen für konsequente Handarbeit entschieden?
Da kommen mehrere Aspekte zusammen. Ich bin vom Grunde meines Herzens eine Designerin, die mit Leidenschaft an ihren Kollektionen arbeitet. Von der Auswahl der Garne, der Muster über Strickproben und Schnitte bis zum fertigen Modell ist es ein langer Weg, aber es ist eben auch ein Prozess, der innere Befriedigung schafft. Dabei verknüpfe ich Tradition und Moderne. Der Handstrick von Pezzo ist nicht nur Ausdruck eines Selbstverständnisses, er wird entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Bayern hergestellt, ist von dauerhafter Schönheit und damit zutiefst nachhaltig. Es stecken zudem sehr viele Arbeitsstunden und viel Liebe in den Jacken, Pullovern, Westen und Strümpfen. Das erfährt in unserer schnelllebigen und hektischen Zeit wieder große Wertschätzung.

Wie viele Strickerinnen arbeiten derzeit für das Label?
Ich beschäftige zwischen 80 und 110 Mitarbeiterinnen, die stricken oder häkeln oder nähen oder sticken. Alle meine Mitarbeiterinnen kommen aus Bayern und haben eine große emotionale Nähe zur Tracht beziehungsweise zu den Produkten, die sie stricken. Ansonsten wäre es uns nicht möglich, eine so große Produktion aufrechtzuerhalten.

Wie lange dauert es, einen Pullover oder eine Strickjacke zu stricken?
Eine gute Strickerin strickt einen Pullover in 32 Stunden und eine Herrenjacke in rund 60 Stunden. Eine bestickte Damenjacke mit Muster benötigt durch den zusätzlichen Arbeitsgang fast 100 Stunden. Die Arbeit, Sorgfalt und Liebe, mit der gearbeitet wird, ist eigentlich mit Geld nicht zu vergüten.

Wo sehen Sie Ihre Heimat?
Heimat ist für mich der Ort, an dem ich mich zu Hause fühle, der mir Kraft gibt, der mich inspiriert. Ich bin vom Landkreis München vor vielen Jahren nach Unterammergau gezogen und habe dort meine zweite Heimat gefunden. Ein wunderbarer Ort, eine tolle Gemeinschaft und großartige Natur.

Wann kamen Sie das erste Mal mit Tracht in Berührung?
Ich bin im Münchner Landkreis geboren, also solange ich mich erinnern kann, war die Tracht ein Teil meines Lebens. Man hatte ja auch als kleines Mädel schon ein Dirndl und natürlich durften wir jedes Jahr ein bis zweimal mit den Eltern auf die Wiesn gehen.

Wie würden Sie moderne Tracht definieren?
Tracht hat für mich sehr viel mit Tradition zu tun. Hier in meiner Wahlheimat Unterammergau sind Tracht und Tradition ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens und von hohen Festen sowieso. Das Tragen von Tracht gibt einem ein bestimmtes Lebensgefühl, und natürlich wird Tracht immer wieder neu interpretiert. Tracht in unsere Zeit übersetzt bedeutet für mich traditionelle Kleidungsstücke, die gerne modern interpretiert und kombiniert werden können, über Stoffe, Garne, Leder und Design, die dabei allerdings den Bezug zum Ursprung nicht verlieren dürfen.


Mehr Infos und Shop unter www.pezzo-strick.de

© Fotos: Pezzo Strick