Wer sich in Australien oder Amerika als Deutscher zu erkennen gibt, erntet prompt ein fröhliches: „Ah, Oktoberfest!“ Das größte Volksfest der Welt ist international bekannt. Aber worin besteht die sogenannte „fünfte Jahreszeit“, warum feiert man das Fest und was zieht man dort an? Für alle Wiesn-Newbies, die heuer das erste Mal das Münchner Oktoberfest besuchen, gibt’s hier unseren Wiesn-Guide.
1. Die Geschichte
Die Geschichte des Oktoberfestes begann mit der Hochzeit des bayerischen Kronprinzen Ludwig, dem späteren König Ludwig I., und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Fünf Tage lang feierten sie ihre Hochzeit, und als Abschluss fand am 12. Oktober 1810 auf einer Wiese vor München ein Pferderennen statt. Zu Ehren der Braut wurde die Festwiese „Theresens-Wiese“ getauft. Und so heißt der Platz, auf dem jährlich das Oktoberfest stattfindet, auch heute noch „Theresienwiese“ – oder kurz „die Wiesn“. Wegen der großen Beliebtheit des Pferderennens wurde das Fest im darauf folgenden Oktober zusammen mit einem Landwirtschaftsfest veranstaltet. Jahr für Jahr kamen mehr Bierzelte und Wettkämpfe hinzu – nur das Pferderennen wurde 1938 abgeschafft.
2. Wo und wann findet die Wiesn statt?
Das 189. Oktoberfest findet vom 21. September bis 6. Oktober auf der Theresienwiese statt und dauert in diesem Jahr 16 Tage. Den Auftakt bildet der traditionelle Anstich, bei dem Oberbürgermeister Dieter Reiter um 12 Uhr in der Schottenhamel-Festhalle das erste Bierfass anzapft. Erst nach seinem Ausruf „O’zapft is!“ gilt die Wiesn 2024 als offiziell eröffnet. Das Festgelände erstreckt sich über eine Fläche von 34,5 Hektar. Es gibt fast 40 Festzelte, zahlreiche Essensbuden und -stände, Schießstände und mehr als 100 Fahrgeschäfte vom Riesenrad über Geisterbahnen und Olympia-Achterbahn bis zur Drehschleuder Kick Down. Erwartet werden rund sechs Millionen Gäste aus aller Welt.
3. Was zieht man auf dem Oktoberfest an?
Die einzig richtige Antwort darauf lautet kurz und knapp: Tracht! Das heißt klassisch für Damen und Mädchen, Dirndl zu tragen und für Herren und Jungen Lederhosen. Und zwar authentische Tracht und keine Imitate aus dem Kostümshop. Leider sieht man das viel zu häufig, gerade internationale Gäste tappen in dieses Fettnäpfchen. Es lohnt sich zwar, in hochwertige Tracht zu investieren: Wer aber nur einmalig für einen Anlass eine Tracht benötigt, kann sich auch bei Münchner Adressen ein Trachtenoutfit mieten.
Hier finden Sie einige Adressen, wo Sie ein Dirndl oder eine Lederhose ausleihen können:
bavarian-outfitters.de
dresscoded.com
lederhosenverleih.de
tostmann.at
trachtenkaiser.com
Mittlerweile sind die Dresscodes auf dem Oktoberfest lockerer und es muss nicht zwingend Dirndl und Lederhose sein. Ein Trachtenrock mit einer Bluse und Strickjacke sieht bei Damen genauso fesch aus, während Herren auch zur Lodenhose mit Janker greifen können. Viele Inspirationen finden Sie im aktuellen Fesch Magazin, das hier erhältlich ist.
4. Gibt es Dresscodes in den Zelten?
Offiziell gibt es die nicht, aber Insider halten sich an gewisse Styling-Regeln. In der legendären Käfer Wiesn-Schänke, die besonders bei VIP-Gästen und der Münchner Schickeria beliebt ist, sind hohe Schuhe für Damen Pflicht, Herren sollten nicht auf die Weste verzichten. Im Schützen-Festzelt dürfen es dagegen gerne flache Schuhe zum Dirndl sei – anders hält man einen Abend in der jungen, hippen Partylocation auch kaum aus. Das Hacker-Festzelt ist bekannt für seine mit weißen Wolken und goldenen Sternen dekorierte Decke. Stilsicher ist man hier im schlichten Baumwolldirndl unterwegs, das mit Schmuck und Accessoires aufgepeppt werden kann. Wer lieber Wein und Champagner trinkt als Bier, geht in Kufflers Weinzelt. Dort wird dank der verlängerten Öffnungszeiten bis 1 Uhr nachts gefeiert, und bei der Tracht geben festliche Samtdirndl den Ton an. Ruhiger geht es im Café Theres’ zu, dem ältesten Kaffeezelt auf der Wiesn. Umgeben von romantischen Wandmalereien lässt sich bei frisch gebackenem Kuchen und Kaffee der Oktoberfest-Trubel ein wenig umgehen. Passend dazu tragen Damen vintage-inspirierte Tracht, zum Beispiel Dirndl mit dieses Jahr im Trend liegenden Puffärmeln. Beim Wirtshaus im Schichtl handelt es sich um ein Varietétheater. Schon seit 1867 ist es Bestandteil der Wiesn und bei den Münchnern bekannt für das Unterhaltungsprogramm. Gern gesehen ist man hier in klassischem Schwarz, kombiniert mit Accessoires in Edelsteinfarben.
5. Was gibt es zu Essen und Trinken?
Auf der Wiesn werden ausschließlich die speziellen Oktoberfestbiere der sechs traditionellen Münchner Großbrauereien Augustiner, Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Paulaner, Spaten und Staatliches Hofbräuhaus mit einer Stammwürze von rund 13 Prozent ausgeschenkt. Der Preis für eine Mass Festbier liegt in diesem Jahr zwischen 13,60 und 15,30 Euro.
Klassische Oktoberfest-Gerichte in den Festzelten sind Brathendl, Bratwurst, Leberkas, Kaiser-schmarrn, Brotzeitbrettl, Schweinshaxn, Steckerlfisch, Weißwurst (die aber der Tradition nach nur vor 12 Uhr) und natürlich Brezn. Mittlerweile gibt es in fast allen Zelten auch vegane Alternativen. Speisen und Getränke erhält man hier auch gegen sogenannte Wiesnmarken (gekaufte oder geschenkte Gutscheine). An unzähligen Essensständen und -buden, die über das Gelände verteilt sind, kann man sich Fischsemmel, Kasspatzn, Crêpes, gebrannte Mandeln, Lebkuchenherzen und vieles mehr holen.
Tipp: Wenn man mit einer größeren Gruppe oder am Wochenende in eines der Festzelte will, sollte man möglichst frühzeitig reservieren. Dieses Jahr gibt es ein neues Online-Portal, bei dem man nicht genutzte Reservierungen zum Originalpreis tauschen oder verkaufen kann.
6. Und was ist eigentlich dieses weiße Pulver?
Keine Sorge, es ist nicht das, wonach es aussieht! Auf dem Oktoberfest kann man beobachten, wie manche Gäste eine kleine Dose mit weißem Pulver herumreichen, die man in den Festzelten kaufen kann: sogenannter „Wiesn-Koks“. Dabei handelt es sich um harmlosen weißen Schnupftabak, bestehend aus Traubenzucker und Aromastoffen wie Menthol. Es brennt in der Nase, macht oder hält wach – und das wars auch schon.