Der perfekte Auftritt in Dirndl & Lederhose: Gabriele Hammerschick und Johann Maurer von Lodenfrey verraten Trends, Tricks und Styling-Tipps
WORAUF GILT ES ZU ACHTEN, WENN MAN ZUM ERSTEN MAL IN EIN DIRNDL ODER EINE LEDERHOSE INVESTIERT? WAS BRAUCHT MAN FÜR DIE ERSTAUSSTATTUNG?
Hammerschick: Das Wichtigste ist ein passgenaues Dirndl von hochwertiger Qualität, das von Farbe und Aufmachung zur Trägerin passt. Eine Bluse gehört ebenfalls zur Grundausstattung. Mit der richtigen Bluse kann der Dirndl-Look entweder romantisch, elegant oder verspielt akzentuiert werden. Ein Dirndl-BH ist ein absolutes Must-have und zaubert ein perfektes Dekolleté. Janker oder Strickjacke komplettieren den Look – man kann aber auch zur Jeansjacke greifen. Der gekonnte Mix aus Tracht und Fashion hat mehr Spannung und ist zeitgemäß und modern.
Maurer: Es gibt ein paar Tipps für einen gelungenen Trachtenlook: auf gute Qualität und eine erstklassige Passform achten und sich an traditionelle Codes herantasten. Meine Empfehlung zum Einstieg: In eine gut sitzende und hochwertige Lederhose investieren. Dazu ein weißes Hemd, eine Weste, Strümpfe und Haferlschuhe kombinieren. Die Lederhose darf knackig eng sitzen und sollte oberhalb des Knies enden. Da Leder beim Tragen nachgibt, sollte die Lederhose gefühlt eher enger gekauft werden. Im Detail hängt das allerdings vom Leder selbst ab: Während eine sämisch gegerbte Hirschlederhose beim Tragen um etwa eine Größe nachgibt, weitet sich eine Lederhose aus Ziegenleder nur wenig.
WAS GILT BEIM TRACHTEN-STYLING FÜR DIE WAHL DER ACCESSOIRES?
Hammerschick: Farblich passende Trachtenstrickjacken wirken stilvoll und harmonisch. Jacken in einem anderen Farbton können einen interessanten Kontrast erzielen. Für einen zeitgemäßen Look lässt sich das Dirndl mit einer trendigen kleinen Tasche und modischen Pumps, Ballerinas oder Loafern kombinieren – auch hübsch in dieser Saison in Kombination mit Söckchen oder gemusterten Feinstrümpfen. Modische Haarreife, Ohrringe, Ketten oder bunte Armbänder, aber auch Charivari-Gürtel runden das Outfit ab und betonen den persönlichen Stil.
Maurer: Grundsätzlich heißt es: Weniger ist mehr. Doch richtig eingesetzt kann man mit Accessoires Trend- und Stilgefühl beweisen. Zum Beispiel mit einem Charivari, einem Trachtenhut aus Hasenhaar, mit Ansteckern oder Hutfedern individualisiert. Ein stilvolles Einstecktuch mit Trachtenmotiv, Kniestrümpfe oder handgestrickte Loferl in Voll- und Unifarben ergänzen den Trachtenlook für den Mann. Farblich kann man den Strumpf an die Stickfarbe der Lederhose oder auf die Westenfarbe abstimmen. Haferlschuhe werden weiterhin zur hellen wie zur dunklen Lederhose in klassischem Schwarz gewählt.
WAS SIND DIE DOS AND DON’TS?
Hammerschick: Zu den Dos gehört das richtige Dirndl zum richtigen Anlass. Die Rocklänge ist mindestens knieumspielend, der Unterrock bleibt unterm Rock und blitzt höchstens in Bewegung auf. Die Schürze sitzt in der Taille, ihr Saum endet über dem des Rocks. Zu den No-Gos gehören die Carmenbluse oder Haferlschuhe zum Dirndl.
Maurer: Verbote gibt es in der Mode nicht, höchstens Gebote. Zu den Dos gehören, auf eine gute Qualität und Passform zu achten und sich nicht zu verkleiden. Zu den Don’ts: Socken und rot karierte Hemden. Im Falle von Unsicherheit eher ein Accessoire weglassen und sich herantasten.
WAS MACHT EINEN GELUNGENEN TRACHTENLOOK AUS?
Hammerschick: Ein gelungener Trachtenlook zeichnet sich durch die Kombination von Tradition und zeitgemäßen Elementen aus. Das Dirndl ist das femininste Kleidungsstück, das die Persönlichkeit und den Stil der Trägerin widerspiegelt. Dafür bedarf es einer perfekten Passform sowie einem guten Mix zwischen Tracht und Mode.
Maurer: Das Herzstück der Tracht ist die Lederhose – aus hochwertigem Hirschleder und mit perfektem Sitz ist sie ein Kauf für die Ewigkeit. Um die Lederhose herum wird das restliche Trachten-Outfit zusammengestellt, bei dem es auf die Passform, die Materialien und die Verarbeitung ankommt. Die Veränderung in der Trachtenmode ist nur in kleinen Nuancen zu beobachten. Die moderne Tracht lehnt sich an historische Vorbilder an und interpretiert einige Elemente zeitgemäß neu.
WELCHE TENDENZEN ZEIGT 2024?
Hammerschick: Die klassische Länge des Dirndls liegt nach wie vor zwischen 70 und 80 cm. Wobei moderne Kollektionen sich mit einer Rocklänge von 80 cm präsentieren. Natürliche Materialien wie Leinen, Baumwolle und Seide bleiben die bevorzugten Stoffe und unterstreichen die hohe Qualität und Nachhaltigkeit der Trachtenmode. Die Farbpalette der Dirndl ist in dieser Saison besonders vielfältig: von rauchigen Blautönen über Purpur- und Rotschattierungen, bis hin zu verschiedenen Grünnuancen wie Salbei und Oliv. Auch dieses Jahr werden Dirndl gern Ton-in-Ton getragen. Verschiedene Materialien können in derselben Farbe unterschiedlich ausfallen und verleihen monochromen Looks den nötigen Twist. Blusen betonen zunehmend wieder Dekolleté und die Ärmel werden weiter und länger. Daneben gibt es auch zarte Flügelärmel, die einen Hauch von Romantik und Eleganz vermitteln. Die Bandbreite bei den Materialien reicht von reiner Baumwolle über Spitze bis hin zu Organza, Seide und Lochstickerei. Die Schürze ist neben der Bluse das wichtigste Accessoire, mit der sich ein Look schnell verändern lässt. Entsprechend groß ist das Sortiment an unifarbenen und gemusterten Modellen, überwiegend in Seide, Leinen und Baumwolle.
Maurer: Lederhosen sind ein zeitloses Investment, deshalb bleiben die Modelle stets ähnlich. Der Trend geht hin zu hellen Farben: Helle Brauntöne mit gräulichem Schleier sind zeitlos, modern und stilvoll. Einen klassischen Look erzielen dunkelbraune Lederhosen. Die traditionellen Stickereien auf der Lederhose sind hauptsächlich in Naturfarben wie Beige, Blau und Grün gehalten. Die modern verarbeiteten Modelle zeichnen sich durch schmalere Schnitte und Halbfütterungen aus. Generell zeigt sich, dass Trachtenjanker kürzer werden – egal, ob man sie zur Jeans, Chino oder klassisch zur Lederhose trägt. Früher war der Janker standardmäßig kurz geschnitten, um mehr von der Lederhose zu zeigen. Die Trachtenweste ist ein absolutes Must-have und erlebt einen bemerkenswerten Aufschwung. Trachtenwesten können vielseitig kombiniert werden und bieten eine raffinierte Ergänzung zu verschiedenen Outfits. Trachtengilets zeichnen sich durch schlichte und klassische Farben aus, von Dunkelblau bis Olivgrün, und werden mit subtilen Jacquard-Mustern und Ton-in-Ton paspelierten Taschen akzentuiert. Hochgeschlossene Westen sind immer eine gute Wahl. Styling-Tipp: Die ersten ein bis zwei Knöpfe offen lassen. Wer es modischer mag, greift zur Weste in Miesbacher Form mit rundem Ausschnitt und Kettendetail. Wer auffallen möchte und mutig ist, trägt die neuen, doppelreihigen Trachtenwesten, die auch Bierkutscher-Westen genannt werden. Trachtenhemden bleiben schlicht – unifarben in Weiß und Hellblau oder gestreift. Das Hemd soll nicht ablenken, sondern der Trachtenweste eine Bühne geben. Ob Stehkragen oder Liegekragen ist Geschmackssache, wobei der Stehkragen immer beliebter wird. Außerdem sind Schlupfhemden im Kommen.
TRACHT IN DER FREIZEIT: WIE WERDEN TRACHTEN-ELEMENTE MODISCH KOMBINIERT?
Maurer: Bei einem traditionellen Trachtenfest ist ein vollständiges Trachten-Outfit mit Lederhose ein absolutes Muss. In Bayern ist es keine Seltenheit, einen Janker auch im Büro zu tragen – zu einer blauen Jeans oder einer Chino. Für eine Veranstaltung, bei der ein wenig Tracht gern gesehen ist, kombiniert man einen Trachtenjanker festlich zu einer dunkelgrauen Bundfalten- oder Anzughose, einem weißen Hemd und eleganten Lederschuhen. In der Freizeit, zum Beispiel für einen Ausflug in den Biergarten, kann die Lederhose lässig mit einem Leinenhemd und Sneakers getragen werden.
EIN FLIRT-TIPP DER NIEMALS FEHLEN DARF
Hammerschick: Die Schleife links gebunden bedeutet ledig, rechts gebunden heißt „Frau ist vergeben“.